Auf welcher Schule warst du? Was waren deine Lieblingsfächer? Was hast du gehasst?
Wegen unseres bevorstehenden Umzugs von Haus Bockdorf bei Kempen nach Düsseldorf bin ich erst Ostern 1956 als mit fast 7 Jahren eingeschult worden. Damals waren die Schulen bzw. Schulklassen noch getrennt nach Mädchen und Jungen sowie nach evangelisch und katholisch. Ich ging somit anfangs in die für unseren Stadtteil Bilk zuständige städtische evangelische Knaben-Volksschule an der Konkordiastraße. Nach dem 4. oder 5. Schuljahr bestand die Möglichkeit, zum Gymnasium oder zur Realschule (Mittelschule) zur wechseln, sofern man die Aufnahmeprüfung der angestrebten Schule bestand. Während ich im Rechnen immer gut war, tat ich mich mit dem Lesen, der Rechtschreibung und vor allem der Schönschrift schwer und musste viel zu Hause üben. Trotz Bedenken des Lehrers entschieden meine Eltern, mich für die Aufnahmeprüfung am städtischen mathematisch-naturwissenschaftlichen Lessing-Gymnasium, Ellerstr. 87 in Düsseldorf anzumelden. Vor der Prüfung hatte meine Mutter mehr Angst als ich und es wurde kaum darüber gesprochen, um sich eine mögliche Demütigung gegenüber den Nachbarn zu ersparen.
Meine Lieblingsfächer auf dem Gymnasium waren Mathematik, Physik und Kunst. Gehasst habe ich besonders Latein, Deutsch und Musik. In Deutsch hat mein Vater mi sehr geholfen, die Rechtschreibung, Grammatik und vor allem das Aufsatzschreiben so weit zu beherrschen, dass Deutsch in der Oberstufe dann kein Problemfach mehr war. Auch das Maschineschreiben und die Kurzschrift, die ich neben der Schule im Stenographen-Verein lernte und während der Schulunterrichts bzw. bei den Hausaufgaben einsetzte, halfen speziell wegen meiner schlechten Handschrift und der Hausaufgabe des damaligen Klassenlehrers, jede Deutschstunde in der 11. Klasse zu protokollieren.
Welche Erinnerungen hast du an deine Schulzeit?
Während der Schulzeit war ich in der Volksschule und besonders aber in der Unter- und Mittelstufe des Gymnasiums großem Druck durch meine Eltern ausgesetzt. In der Klasse, meist ein Einzelgänger, hatte ich aber doch immer ein oder zwei Schulfreunde, mit denen der Kontakt außerhalb der Schule aber wegen weiter Wege meist nur sporadisch war. Bei Fußball wurde ich immer als einer der letzten gewählt. Die Erinnerungen an meine Schulzeit sind somit insgesamt ziemlich negativ. Erst mit Beginn der Oberstufe änderte sich das. Hier brauchte ich meinen Vater nicht mehr zur Unterstützung, war durch eigenständig erworbene schulische und außerschulische Erfolge selbstbewußter sowie durch Moped und im letzten Jahr durch das Auto mobiler und hatte vielmehr Freiraum als früher.
Was wolltest du als Kind werden? Was war dein Traumberuf?
Mein Traumberuf als Kind war stets Flugkapitän. Daher war die Brille, die ich mit 11 oder 12 Jahren brauchte, besonders schlimm, denn Pilot konnte ich nun nicht mehr werden. Danach habe ich mich besonders für die Raumfahrt interessiert. Die Reportagen von Starts, Landungen und Kopplungsmanöver, speziell des amerikanischen Gemini-Programms habe ich immer Radio verfolgt. Angesichts der Gefahren hatte ich selbst nie Astronaut werden wollen, was ja wegen der Brille auch nicht ging, aber als Raketenbauer oder in ähnlicher Funktion hätte ich gern mitwirken wollen.
Wie war dein Einstieg in den Beruf – die Lehrjahre? Studium?
Das Physik-Studium in Bonn nach der schlimm empfundenen Bundeswehrzeit begann ich sehr hoffnungsvoll, da ich ja immer gut in Physik und Mathematik auf der Schule gewesen war. Es traf mich somit sehr hart, als ich die meisten Übungsaufgaben, speziell in analytischer Geometrie und Chemie, aber oft auch in Analysis und Physik nicht lösen konnte und auch am Semesterende nicht alle Probeklausuren bestand. Ich war schon versucht, das Studium nach dem 1. Semester abzubrechen, aber mangels Alternative und aufgrund der Zuredens meiner Eltern machte ich weiter. In den Semesterferien gelang es mir dann doch, vieles von dem Lehrinhalt zu verstehen, den ich vorher überhaupt nicht hatte nachvollziehen können.
Ab dem 2. Semester gefiel mir das Studium dann doch immer besser. Bisher hatte ich ja nach der Bundeswehrzeit wieder bei meinen Eltern in Düsseldorf gewohnt und war täglich mit der Bahn nach Bonn gependelt. Jetzt wollte ich mit meinem Schulfreund Theo, mit dem ich zuvor in den Semesterferien zum Nordkap gefahren war und der auch in Bonn ein Lehramt-Studium aufnehmen wollte, ein gemeinsames Zimmer nehmen. Wir fanden in der Goebenstraße direkt unter dem Dach eine einfache Wohnmöglichkeit, die allerdings für zwei zu klein war. Somit zog ich allein dort ein. Theo fand später auf der anderen Rheinseite auch eine Bleibe. Durch meinen ständigen Aufenthalt in Bonn während der Woche gewann ich nun auch langsam einen Freundeskreis, in dem nicht nur die Lösungen der Übungsaufgaben ausgetauscht wurden, sondern in dem es auch darüber hinaus gemeinsame Aktivitäten gab. Einer der ersten Freunde wurde Peter Röhrs, zu dem bis heute eine regelmäßiger Kontakt besteht.
Auch im Studium lief ab dann alles sehr viel besser. Meinen Schwerpunkt verlagerte ich von Physik auf Mathematik und die Option für Chemie gab ich auf. Über einen Programmierkurs in FORTRAN erfuhr ich von dem geplanten neuen Studiengang Informatik, für den mich sehr interessierte und zu dem ich die wenigen Lehrveranstaltungen besuchte. Nach dem 4. Semester machte ich dann mein Vordiplom in Mathematik mit den Nebenfächern Physik und Informatik mit dem Ziel stärker in die Informatik einzusteigen. In Bonn stockte damals aber der weitere Ausbau des Informatik-Studiums, u.a. weil einer der Dozenten Herr Brauer eine Informatik-Professorenstelle in Informatik in Hamburg erhielt. Freund Peter wechselte mit ihm zur Universität Hamburg und aufgrund seiner positiven Erfahrungen folgte ich bereits zum nächsten, meinem 6. Semester. Die Studienbedingungen hier waren angesichts ganz weniger Studenten im Hauptstudium und vielen Dozenten ideal, so dass ich bereits nach meinem 8. Semester das Informatikstudium erfolgreich abschließen konnte.
Nach meinem Diplomerhielt ich eine befristete Stelle im überregionalen Forschungsprogramms ander Universität Dortmund an einem Lehrstuhl für theoretische Informatik. Neben den Forschungsaufgaben hatte ich auch Lehrverpflichtungen, in denen ich noch sehr viel gelernt habe. Sobald sich die Gelegenheit bot, wechselte ich auf eine normale Assistentenstelle, auf der ich dann 1977 meine Doktorarbeit abschloß. Ich hatte dabei untersucht, bei welchen einfachen Programme man mathematisch entscheiden kann, ob sie dieselbe Funktion berechnen. Da ich jedoch langfristig nicht in der theoretischen Informatik arbeiten wollte und die Chancen auf eine Dauerstelle an der Universität sehr gering waren, suchte ich nun eine Stelle in der Industrie, die ich dann auch nach einer längeren Bewerbungsrundreise bei Grundig in Fürth fand.
Warum bist du von Beruf Informatiker geworden? Was hast du als Informatiker den ganzen Tag gemacht?
Im Grundstudium hat mich besonders die praktische Mathematik mit ihren Algorithmen interessiert und die Datenverarbeitung stellte hierfür das ideale Werkzeug bereit. Ausschlaggebend waren aber die Erfolgserlebnisse, die man durch die Rückmeldung des Computers erhält, wenn ein selbst geschriebenes Programm díe gestellten Anforderungen erfüllt. Im späteren Berufsleben war es für mich immer faszinierend zu sehen, wie eigene Ideen in Software gegossen nicht nur den eigenen Arbeitsplatz, sondern u.U. auch den von vielen anderen Nutzern verändern konnten. Ich war immer stolz, wenn ich Rückmeldungen, ob positiv oder negativ, von den Anwendern erhielt. Auch wenn ich im Beruf mit der Zeit immer mehr vom Software-Entwickler zum Projektmanager wurde, der sich mit Hilfe von Besprechungen und Berichten um die Resourcen für Software-Entwicklung sowie um seine Mitarbeiter bemüht, hatte ich bis auf die letzten paar Jahre stets eine Nische, wo ich mitentwickelt habe. Diese Entwicklungstätigkeit und die dadurch bedingten Erfolgserlebnisse waren es, die mich meist zufrieden nach der Arbeit nach Hause gehen ließen.
Wie stehst du zur Arbeit im Haushalt?
Arbeit im Haushalt gehört nicht zu meinen Lieblingsbeschäftigungen.
Welche Arbeiten hast du immer gern gemacht, wo hast du dich, wenn möglich, gedrückt?
Gern mache ich nach wie vor alle Arbeiten, die konkret etwas bewirken, etwas aufbauen und schaffen sowie die Welt vielleicht sogar eine Zeitlang ein bißchen verändern. Vor allen Arbeiten, die von Anderen erwartet, deren Sinn sich mir aber nicht erschloß, habe ich mich gedrückt. Auch habe ich gern Arbeiten anderen überlassen, wenn ich überzeugt war, dass jene diese besser bzw. mit weniger Aufwand erledigen können als ich.
zu Opa Kais Jugend |