Vielleicht stimmt es, vielleicht ist es aber auch nur eine Legende: Vier Schweden in Seenot retten sich auf einer Eisscholle treibend an die Pommersche Küste, wann, weiß keiner. Sie heißen Stökmann, Moldenhauer und Meier; der vierte heißt auch Meier, ist aber mit dem anderen nicht verwandt. Am Salesker Strand gründen sie eine Siedlung und heiraten Frauen aus den umliegenden, landeinwärts liegenden Dörfern. Im Laufe einiger Generationen sind alle miteinander verschwägert.
Die Geschichte von den schwedischen Fischern, die auf einer Eisscholle kamen, findet sich auch in einem Zeitungsartikel von 1938, in dem auch ein Bezug zur damaligen NS-Rassenirrlehre nicht fehlt (Kopie erhalten 1921 von Erika Strang).
Der in dem Zeitungsartikel erwähnte ausführliche Aufsatz von Adelheid von Livonius lässt sich in der polnischen digitalen Bibliothek in Danzig (Pomeranian Digital Library) finden und zwar in der Zeitschrift für die pommersche Heimat „Das Bollwerk“, Monatszeitschrift für nationalsozialistisches Geistesleben in Pommern, Heft 11, November 1938. Wie die Kurzfassung so enthält auch diese Langfassung viel NS-Propaganda.
Der älteste Nachkomme des angeblichen Schweden ist laut Salesker Kirchenbuch Jürgen Stökmann, der am 4. März 1786 seinen Eltern Michael und Marie Stökmann, geborene Stökmann, als Annemaries Urahn der Stöckmann-Linie geboren wird. Er ist nicht abhängig wie die Wöhlschen Tagelöhner, sondern hat als Büdner ein Strohdachhaus, das schon viel weiter landeinwärts steht als die erste Schwedenansiedlung.
Das starke Wandern der Dünen drängt die Strandbewohner immer weiter landeinwärts, aber das Hinterland ist hier sehr morastig, bewaldet und unwegsam, eine typische Niedermoorlandschaft, in der wohl Maler schöne Motive finden, aber, wer hier leben will, hat es sehr schwer. Die Naturgewalt ist unerbittlich. Oft steht das Land lange Zeit unter Wasser. Darum fahren die meisten Strandbewohner auch fischen, was jedoch auch nicht leicht ist. Man sagt etwas pathetisch, dass hier nur das starke „Schwedengeschlecht“ bestehen könne.
Mit 23 Jahren heiratet Jürgen Stökmann die 25jährige Maria Meier, dessen Eltern auch, wie der Name Meier schon erkennen lässt, von den angeblichen Schwedeneinwanderen abstammen sollen. Üblich sind hier Häuser mit Strohdach bis zum Boden herab, damit sie gegen die stürmische Witterung nicht so anfällig sind. Drinnen ist nur ein Raum mit einer Feuerstelle in der Mitte und einem Loch im Dach als Rauchabzug. In guten Zeiten hängen darunter Würste und Schinken zum Räuchern.
1814 wird der Sohn George (2.13) geboren, der später das Erbe der Väter übernimmt und die gleichaltrige Christine Meyer (2.14) heiratet. Vater Jürgen wird immerhin 73 und Maria sogar 85 Jahre.