29.11.1944 von Mutter Bertha an Annemarie

Mittwoch d. 29.11.44


Mein Geliebtes!
2 Karten und Brief erfreuten mich heute ungemein. Herzlichen Dank mein Kind. Der Brief war offen, das wunderhübsche Bild Gott Lob drin. So nett und natürlich siehst du auf keinem Bilde aus und dein Kamerad auch so lieb.Es machte wohl das Glück, das Ihr beide so gut getroffen seid. Darf ich es aufstellen? An Herrn Wöhl sende ich ein Päckchen in deinem Namen. Was steht uns noch bevor geliebtes Kind? Bis 11 Uhr waren wir bei Fanks. Nachmittags war ich im Walde und löste Papa ab im Holzschlag. Davon tun mir die Arme weh. Immer wieder bin ich so froh das du nicht hier auf dem Strande geblieben bist. Diese Mädchen fühlen sich hier sehr wohl, nur eine Moral herrscht, die einen erschüttert. Brunhild tut mir immer leid, daß sie ihre besten Jahre hier verleben muß. Miekelein, sei deiner Mutter nicht böse das ich heute am Freitag Morgen erst wieder schreibe, ich konnte einfach nicht. Gestern schlachteten wir Beckmanns Gänse, von 2 Uhr bis 10 Uhr waren wir dort. Nun stand ich heute Morgen um 5 Uhr auf packte für dich ein Päckchen und schrieb diesen Brief fertig. Ich lege dir 2 braune Marken ein, schickst du an Herrn Wöhl 2 Päckchen 100 gr. Pol… Paul ließ mir keine grüne Marke ab. Von Ernst, die sandte ich an den Jungen. Diese Marken gab Eva mir. Nun wird es dir nicht recht sein. Mir selber tut es auch leid. Leb wohl! Gott beschütze dich. In Liebe grüßt dich deine Mutter
Ernst schrieb doch letztes Mal vom 16. d. M.