7.2.1945 Mutter Bertha an Annemarie

Mittwoch, d. 7.2.45


Mein mir so fernes Kind!
Mich verzehrt die Angst und Unruhe über dich geliebtes Kind. Nicht ein Lebenszeichen von dir. Gertrud Meyer aus Saleske ist schon hier, kam auch aus Stettin. Miekelein kannst du nicht kommen? Das wir doch in den schwersten Stunden die über uns kommen zusammen sind. Ich gebe diesen Brief mit nach dem Schießplatz. Von hier bekomme ich keine Post weg. Nach Schlawe fährt gar kein Zug. Gestern Abend bekam ich solche Angst, ich ging in den Wald bis zum Richtsteig und dachte du müsstest kommen. Papa kam totkrank zurück vom Volkssturm, er ist wieder aufgerufen, aber er kann nicht. Miekelein du bist nun noch allein und sollt ich dich auch nicht mehr sehen? Behüte dich Gott mein geliebtes Kind, schreibe wenn es geht. Es küsst dich innig deine Mutter.
Papa sagt, du sollst zu Fuß los wandern.