Annemarie leitet die Postkarte von Richard an Bruno, der inzwischen bei der Post in Düsseldorf arbeitet, um eigene Zeilen ergänzt weiter:
Schwerin 8. April 1951
Liebe Kinder!
Wir bersten vor Neugier, erstens, wozu Lagaries Anschrift so dringend benötigt wurde u. zweitens, ob unser letztes Päckchen in Eure Hände kam. Wir vermuten, daß unser Junge seinen neuen Hut in Düsseldorf spazieren führte und daß diese Extratour irgendwie durch seinen früheren Brötchengeber ausgelöst wurde. Wir können uns aber auch irren, denn bei Gott und Bruno ist alles möglich. Zu Euren Vorschlägen hinsichtlich Mämmchens kommen, wird Mutti sich äußern, sobald wir Näheres über Eure Pläne zu 1.) erfahren. Wenn nicht alles trügt, seid Ihr wohl die längste Zeit in Taarstedt gewesen. Seid gegrüßt u. küßt uns den Kai von Pipi, Mämmchen usw.
Ergänzungen von Annemarie an Bruno von Ende April 1951:
Mein Hummi! Tausend Dank für Deinen Brief, morgen geht ein Paket an Dich ab zum Sonntag. Bekämst doch Du ein Zimmer. Wären wir zusammen wäre alles halb so schlimm, Du hättest an aller Arbeit mehr Freude. Sohn ist so niedlich u. zärtlich, seinen Papa entbehrt er sehr, besonders das er ihn nicht abends abholen kann. Wo ist die schöne Zeit geblieben? Sei tapfer, mein Hummi, Du hast nur für uns das Beste gewollt. Wir hätten uns unser ganzes Leben mit Vorwürfen gequält, hättest Du diesen Schritt nicht getan. Ich hoffe sehr, daß Du Dich zu einer anderen Direktion versetzen lassen kannst, wo Wohnmöglichkeit auch für uns besteht. Zum Glück ist es Sommer. Mir ist schrecklich kalt. Ich friere schon was. Mit Kai gehe ich schon zu Bett, um an nichts zu denken. Die Sehnsucht nach Dir ist unermeßlich. Oh, wie werde ich es wieder zu schätzen wissen, wenn ich bei Dir bin.
Tausend Grüße Annemarie u. Kai