16.3.1927 Dankesbrief von Mathilde an ihre Tochter Frieda

Dankesbrief von Mathilde Stöckmann und Berta Rüchel an Tochter/Schwester Frieda Zoch in Altdöbern für ein erhaltenes Paket; Ankündigung eine Reise von Mathilde nach Altdöbern

Salesker-Strand, den 10.3.27
Mein liebes Friedchen, Gotthold und Mammi
Das liebe Paket haben wir mit viel herzlichem Dank erhalten. Ein Paket in dieser Zeit hatten wir doch nich erwartet und waren ganz erstaunt und voll herzlicher Freude, wie dasselbe geöffnet wurde und all die herrlichen Sachen kamen zum Vorschein. Die Kinder hüpften und sprangen um mich herum und mußten gleich alles aufmachen und es hat alles so herrlich geschmeckt. Ja, ihr Lieben, das Paket hat viel Freude gemacht. Der lieben Mammi danke ich noch besonders für die wunderschöne Wurst, die herrlich schmeckt und die mich so sehr an Döbern erinnert, wenn ich sie esse, denn hier bekommt man nicht solche.
Die Karte, liebes Friedchen, werdet ihr wohl schon erhalten haben. Gott sei Dank

Gott sei Dank mir ist jetzt besser. der Frost hat nachgelassen und ich kann jetzt ohne Not gehen, auch habe ich etwas mehr Schlaf. Wenn ich so bleibe und es Gottes Wille ist, dann komme ich Anfang April. Den Zug kann ich noch nicht so genau bestimmen, da ich noch vorher nach Gerhard fahre und bei dem ein paar Tage bleiben will. Erich kommt am 27. d. Mts. nach Hause und dann möchte ich, dass sie dann auch nach Wald ra? käm, wenn ich da wäre, damit wir noch über manches sprechen können. Ich dachte meine Sachen wollte ich dann schon morgen schicken, damit ich nicht so viel Gepäck habe. Anna hatte zu Bertha gesagt, Fräulein Bertha sollte mich dann in den richtigen Zug helfen. Dann wäre es ja nicht nötig, dass du kommst. Liebes Friedchen, nun lebe wohl. Gott schütze und behüte dich, mein liebes Friedchen, Gotthold und Mammi. Es grüßt herzlich Eure Mutter
Auch liebe Grüße an Fräulein Irmgart u. Anna Pröhl. Auch Marie grüße von mir.
Nochmals vielen Dank für das liebe Paket.

Ihr Lieben!
Nachmittags (Dienstag) brachte Frau Fank uns den Abschnitt des Pakets und sagte Franz Moldenhauer bringt es abends mit. Nun wollte aber abends keiner ins Bett, da das Paket noch nicht hier war, ich sagte + dachte auch, es wäre an Muttern. So mit viel List bekam ich sie ins Bett, aber der Schlaf kam nicht bis die Tür aufging und Mutter sagte das Paket ist da. Dann war aber kein Halten. Was hast du und deine Lieben uns für eine große Freude gemacht. Es waren lauter kostbare Leckerbissen. Die Pflaumkr. ist leider heute schon alle. Unsere Mieke wollte das immer von Tante Fiedes Apfelmus. Ich wusste ja nicht, dass die Eier mit Krem gefüllt waren, immer hieß es, bitte Mamma ein Schnapsei. Die eine Tüte Bonbon

bekam Mutti und die andere hat Martin in Verwahrung. Die Apfelsinen schmeckten auch so schön. Martin geht doch alle Tage auf Arbeit. Nun steckte Ernst ihm seine Apfels. morgens in die Tasche. Die sollte er mittags zum Brot aufessen. Von den Gurken haben wir auch schon gekostet. Martin sagte abends, wodurch revanchieren wir uns. Wenn Mutter kommt, das ist unser Dank. Ich dachte es wird schon gut werden, denn soll Mutter solange bleiben, wie sie will. Annemie schreibt auch an Tante Frieda. Ernst sagte, was hab ich alles in Döbern bekommen: soviel Äpfel, Bonbon + Wurst. Gestern war ich den ganzen Tag beim Backofen und brannte Kraut ab und heute kann ich nicht den Arm bewegen. Was sagst du dazu: Frl. Berta will Mutter in Berlin empfangen und in den richtigen Zug bringen. Anna hat mir ein schönes Sonntagskleid geschenkt. Es sitzt mir auch gut. Ich kann ja nicht verderben.
Sage auch deiner lieben Mammi vielen Dank. Durch was kann ich ihr eine kleine Freude machen? Schreibe es doch. Gotthold danke ich auch. Nun sei du Friedchen herzlich gegrüßt, auch Mammi und Gotthold von euren dankbaren Strändern